Das Wirken des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau

Inhalt

1. Einleitung
2. Seine Jugend
2. 1. Seine Bildungsreisen
3. Sein Wirken
3. 1. Landschaftsgestaltung
3. 2. Sozialwesen
3. 3. Schulwesen
3. 4. Gewerbe und Handel
3. 5. Kultur
4. Zusammenfassung - Seine Politik

1. Einleitung

Leopold III. Friedrich Franz wurde zu Lebzeiten von seinen Untertanen achtungsvoll 'Vater Franz' genannt. Dieser Ehrenname hatte seinen Ursprung in der Tätigkeit und im Verhalten des Fürsten gegenüber seinem Land und dessen Bevölkerung. Ausgehend von denkbar ungünstigen Bedingungen eines Krieges und der daraus für ein derart kleines Land resultierenden Belastungen, vermochte es dieser Fürst seinem Land zu relativer landschaftlicher, sozialer und geistiger Blüte zu verhelfen.

Im folgenden möchte ich in knapper Form einen Überblick über die Tätigkeit Leopold III. Friedrich Franz geben, wobei ich mich hierbei insbesondere auf die Biographie des Propstes Friedrich Reil aus dem Jahre 1845 stützen werde.

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2. Seine Jugend

Leopold III. Friedrich Franz wurde am 10. August 1740 als ältester Sohn des Leopold II. Maximilian und der Gisela Agnes in Dessau geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern am 20. April (Mutter Gisela Agnes) bzw. 16. Dezember (Vater Leopold II. Maximilian) 1751 wurden die Geschicke Anhalt-Dessaus vom Onkel und Vormund des jungen Leopold Friedrich Franz, Fürst Dietrich, geführt. Dieser ließ seinem Mündel eine den Künsten und schönen Wissenschaften offene Bildung und Erziehung durch die Lehrer L'estocq und von Guericke angedeihen.

In den sportlichen Übungen und bei der Jagd brachte es der junge Fürst bald zu exzellenter Meisterschaft, welche wohl auch teilweise das Können seiner Lehrer übertroffen haben soll.

"Bei allem fehlte mir Anmut und Feinheit, die mir meine Umgebungen nicht mitteilen konnten, weil sie sie selbst nicht hatten. Ich blieb in gewissen Dingen noch ungeschlacht und unmanierlich...". Dieses Urteil über die Art und Weise seiner Ausbildung gab der Fürst später mit der Erfahrung eines weitgereisten und weltgewandten Herrschers. Hierin wurden die Defizite in den Bemühungen seines Onkels um seine Ausbildung deutlich. Begründet waren diese in der Abgeschlossenheit und Provinzialität des kleinen Anhalt-Dessau. Diese Enge war es auch, die den jungen Leopold III. Friedrich Franz später zum Zwecke des Anregungen und Erfahrungen Sammelns in die Ferne zog.

Der Tradition entsprechend trat der junge Fürst in den militärischen Dienst Brandenburg-Preußens. Seine Ausbildung erhielt er bei dem ihm gehörenden Regiment in Halle. Im siebenjährigen Krieg nahm er 1756 und 1757 als Volontär unter seinem Onkel Moritz an den Feldzügen in Sachsen und Böhmen teil. Auf Grund gesundheitlicher Schwierigkeiten nahm er aber rasch seinen Abschied aus dem preußischen Heer; er verließ es als Oberst der Infanterie.

Am 20. Oktober 1758 trat er, vom Kaiser für volljährig erklärt, die Regierung des kleinen Landes Anhalt-Dessau an.

Friedrich II. vermeinte in dem Handeln Leopold III. Friedrich Franz einen Hinwendung des jungen Fürsten von Anhalt-Dessau zum deutschen Kaiser zu erkennen, und erlegte dem kleine Land - ungeachtet der Verdienste des Hauses Anhalt-Dessau in der preußischen Armee - bis zum Ende des Krieges finanzielle Lasten von ca. 1.000.000 Taler auf. Leopold III. Friedrich Franz beglich die Forderungen Friedrich II. aus seinem Privatvermögen, da er seine persönliche Verantwortung für die Auferlegung dieser Lasten erkannte.

Der junge Fürst nahm aber auch die negativen Tendenzen in der Entwicklung des Landes wahr, welche durch die Einwirkungen des siebenjährigen Krieges verstärkt deutlich wurden. Der geringe Entwicklungsstand der Landeskultur und die allgemeine wirtschaftliche Armut stellten sich für Leopold III. Friedrich Franz nicht als eine feste und dauerhafte Grundlage seiner Herrschaft in Anhalt-Dessau dar. Diese Grundlage zu schaffen und damit die Lebensumstände seiner Untertanen zu verbessern, reifte zu seinem Lebensziel. Für dessen Verwirklichung fehlten ihm aber noch Gleichgesinnte und aktive Mitstreiter. In dieser Situation traf er mit dem jungen Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, einem in Wittenberg studierten sächsischen Adligen, zusammen, welcher ihm die Inspirationen für die Lösung der Aufgaben vermittelte, welche er zu bewältigen hatte.

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2. 1. Seine Bildungsreisen

Nach dem Ende des siebenjährigen Krieges trat der junge Fürst im Jahre 1763 mit Erdmannsdorff sogleich eine einjährige Reise über Holland nach England an. Im Gefolge befanden sich auch einige Bedienstete, welche sich auf der Reise die nötigen Kenntnisse für eine umfassende Umgestaltung Anhalt-Dessaus aneignen sollten.

In Holland verweilte die Reisegesellschaft einige Zeit, um Deich- und Dünenbau zu studieren, sowie sich mit der Kunst der Malerei und dem höheren Schlosserhandwerk vertraut zu machen.

In England bereiste die Gesellschaft häufig das Land, um Kunst, Handwerk und Lebensart kennen zulernen. Der Fürst erfuhr in England durchweg eine freundliche Aufnahme, welche ihn zu dem Schluss kommen ließ: "In England kann man ein ordentlicher Mensch werden...".

Am 2. Juni 1764 kehrte der Fürst mit einem Schatz an prägenden Erfahrungen und reichen Erkenntnissen nach Dessau zurück, wobei er bereits eine zweite Studienreise nach Italien plante, um dort die Architektur besser studieren zu können.

Zunächst musste der Fürst jedoch eine Affäre bereinigen, in welche er sich in England eingelassen hatte. Auf Grund eines Verhältnisses mit einer bürgerlichen Engländerin wollte Leopold III. Friedrich Franz zugunsten seines Bruders abdanken, um ein Leben als Privatmann in England führen zu können. Aus Gründen der Staatsdisziplin ließ sich der junge Fürst jedoch von diesem Vorhaben abbringen und stimmte der Vermählung mit der Nichte Friedrich II., Louise Henriette Wilhelmine von Brandenburg-Schwedt, zu. Diese dynastische Heirat sollte Friedrich II. wieder günstig gegenüber Anhalt-Dessau stimmen und somit dem Gedeih des Landes förderlich sein.

Am 18. Oktober 1765 trat der junge Fürst seine zweite Studienreise an. In seiner Begleitung befanden sich neben Erdmannsdorff auch sein Bruder, Hans Jürge, und der spätere Oberhofmeister des Erbprinzen Friedrich, von Berenhorst. Die Gesellschaft gelangte am 27. Dezember des Jahres nach Rom, wo Leopold III. Friedrich Franz sogleich den Altertumsforscher Winckelmann aufsuchte und dessen Freund und Schüler wurde. Vier Monate studierte Leopold III. Friedrich Franz die Schätze und Sehenswürdigkeiten der 'ewigen Stadt' mit der tatkräftigen Unterstützung Winckelmanns, bevor die Reisegesellschaft über Pisa, Florenz und Mailand nach Frankreich weiterreiste. Hier untersuchte man ein weiteres Mal Altertümer, wie Aquädukte, oder studierte das Handwerk der Glasmalerei. Über Paris wurde die Reise nach England, Schottland und Irland fortgesetzt, wo der Fürst alte Bekanntschaften auffrischte und neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammelte. Nach 18monatiger Abwesenheit kehrte der Fürst am 22. März 1767 wieder nach Dessau zurück. Am 25. Juli des Jahres heiratete er in Berlin die ihm zugedachte Louise Henriette Wilhelmine, und knüpfte damit das seit seinem Ausscheiden aus der preußischen Armee arg strapazierte Band zwischen den Häusern Anhalt-Dessau und Hohenzollern wieder enger.

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3. Sein Wirken

Sein Land fand Leopold III. Friedrich Franz vernachlässigt und durch die Folgen des siebenjährigen Krieges verwahrlost vor. Sicherlich war dies auch die Folge seiner mehrjährigen Abwesenheit von Dessau, welche er doch mit dem Ziel unternahm, das Bild des Landes verschönern und dessen Wohlstand mehren zu können.

Ausgerüstet mit einem reichen Fundus an Ideen und Vorhaben, die zumeist ihren Ursprung in den Reiseeindrücken haben dürften, schickte sich der Fürst an, sein kleines Land grundlegend und umfassend umzugestalten; aus einem hässlichen Fleckchen Erde ein natürliches Kleinod zu machen.

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3. 1. Landschaftsgestaltung

In seinen Bemühungen um die Neugestaltung der Landschaft Anhalt-Dessaus konnte der Fürst auf ein Erbe aufbauen, welches ihm sein Großvater Leopold I. - 'der altes Dessauer' - hinterlassen hatte. Dieser hatte sämtlichen Grund und Boden zu seinem Eigentum gemacht. Der Fürst besaß ca. 50.000 Morgen landwirtschaftliche Nutzfläche, ca. 80.000 Morgen Wald und ein unvermessenes Areal von Hutungen und Weiden. "Das ganze Land war eine große zusammenhängende Domäne."

Auf dieser Grundlage begann der Fürst ein Problem zu regeln, welches bisher jegliche Versuche einer umfassenden Kultivierung des Landes zunichte gemacht hatte - das Hochwasser. In dem kleinen Land traten oft mehrmals im Jahr Elbe und Mulde über die Ufer und überfluteten die Niederungen, Straßen und das Ackerland. Die Vorkehrungen, die Leopold I. gegen das Hochwasser getroffen hatte, waren unzureichend; außerdem wurden die Einrichtungen wenig gepflegt und instandgehalten.

Der Fürst entwarf nun mit der Unterstützung von Erdmannsdorff und dem Amtskammerrat von Raumer einen Deichverbindungsplan. Die bisherigen Dämme wurden verstärkt, an besonders gefährdeten Stellen wurden Schutzhügel aufgehäuft, und in bestimmten Abständen wurden Schuppen errichtet, in welchen Werkzeug zum Dammschutz bereitgestellt wurde.

Weiterhin wurde ein System von Deichwachen installiert, und bei bestimmten Wasserständen trat ein Schutzplan in Kraft, welcher die Aufgaben des Deichschutzes bis ins Detail vorschrieb. Der Fürst leitete den Deichschutz in gefährlichen Situationen oft selbst.

Unter den Bedingungen eines relativen Schutzes vor ständigen Überschwemmungen konnten sich in der darauf folgenden Zeit landwirtschaftliche Unternehmungen bilden, welche durchaus Beispielcharakter besaßen.

So organisierte in Wörlitz der Amtskammerrat von Raumer mit Unterstützung des Fürsten eine landwirtschaftliche Musterwirtschaft, welche mit zweckmäßigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ausgerüstet, neue landwirtschaftliche Methoden, wie den Rapsanbau oder die Stallfütterung testete und deren Anwendung in der Landbevölkerung propagierte. In Gröbzig bewährten sich besonders die Versuche des Oberamtmanns Holzhausen auf dem Gebiet des Klee- und Futteranbaus für die Stallfütterung. In Pötnitz machte sich der Oberamtmann Nordmann einen Namen mit verbesserter Tierhaltung, insbesondere der von Schafen.

Diese Aktivitäten wirkte auf die allgemeine Landwirtschaft in einer Art impulsgebend, dass diese zunehmend expandierte, unfruchtbares Land urbar machte, Planzungen, Obstgärten und dergleichen anlegte. Das Land muss dem Fremden als ein blühender Garten erschienen sein.

Das bedeutendste Projekt des Fürsten bei der Verschönerung seines Landes war wohl die Anlage des Wörlitzer Parks. Bereits 1768 hatte dieser sich den unansehnlichen Ort als Landsitz gewählt. Erdmannsdorff erbaute dort von 1769 bis 1773 ein klassizistisches Schloss. Die Anlegung des Parks begann gleichzeitig. In der Planung hierzu wurde der Fürst von seinem Gärtner Schoch unterstützt. Die begonnenen Arbeiten wurden 1770 jäh durch ein Hochwasser unterbrochen und zunichte gemacht. Der Fürst setzte die Gestaltung des Parks nach Beseitigung der gröbsten Schäden aber mit verstärkter Kraft fort, wobei er unter Beschäftigung des ansässigen Landvolks "den großartigsten Park", ausgestattet mit zahlreichen Kleinodien und architektonischen Schmuckstücken, anlegte.

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3. 2. Sozialwesen

Vor allem die soziale Situation der Untertanen des Fürsten zu Anhalt-Dessau war nach dem siebenjährigen Krieg unbefriedigend. Allgemeine Armut hatte sich auf Grund der Kriegswirren verbreitet, und die Gefahren für Leib und Leben der Untertanen waren enorm gestiegen.

Dabei stellte in jener Zeit das Feuer eine besondere Gefahr dar. So waren Brandstiftung, aber auch fahrlässig entstandene Brandherde die Ursachen für zerstörtes Leben und vernichtete Güter. Bereits am 10. April 1761 ordnete der Fürst die Pflicht zur gegenseitigen Hilfeleistung bei Brandkatastrophen an. Am 19. April 1762 wurde eine allgemeine Brandkasse zur Abfederung derartiger Schäden eingerichtet. Am 18. Februar 1766 wurde eine Verordnung über die ordnungsgemäße Errichtung von Brandmauern erlassen. Schließlich wurde 1779 eine Bauordnung über die Öffnungen von Schornsteinen installiert. Der Feuerschutz und die Vorsorge wurden verstärkt, so wurden beispielsweise neue und bessere Brandbekämpfungswerkzeuge angeschafft. Die Bekämpfung von Feuern wurde oftmals vom Fürst selbst geleitet.

All diese Aktivitäten konnten jedoch nur bei gewissenhafter Befolgung der Verordnungen und Anwendung der Gerätschaften Erfolge zeitigen, was hauptsächlich von den Untertanen selbst abhing.

Der Fürsorge der Mittellosen und Armen widmete sich der Fürst zunächst durch die Errichtung eines neuen Armen-, Kranken-, Zucht- und Arbeitshauses in den Jahren 1766 bis 1770 für 13.000 Taler, in welchem Arme, Vagabunden und Verbrecher Aufnahme und Aufsicht finden sollten. Die Kapazität der Einrichtung reichte aber bereits 1771 nicht mehr für die Aufnahme aller derartigen Fälle aus. Für die Verbesserung der allgemeinen Situation der Mittellosen ließ der Fürst Getreide aus Russland einführen, welches er zu einem günstigen Preis an diese abgab. Den Frauen und Mädchen ließ er Wolle und Flachs zukommen, das daraus gefertigte Zeug verschenkte er an die Armen.

Das Betteln wurde den Einheimischen auf administrativem Weg verboten. Da die entsprechende Verordnung in kurzer Zeit zwei Mal wiederholt wurde, ist anzunehmen, dass sie wenig Wirkung unter den Betroffenen zeigte. Für die Versorgung der Mittellosen wurde eine Armen-, Versorgungs- und Verpflegungsanstalt errichtet. Wöchentlich wurden an die Armen 10 bis 1200 Pfund Brot, 10 bis 1200 Pfund Graupen und 100 Taler ausgeteilt. Weiterhin gewährte Leopold III. Friedrich Franz diverse Steuernachlässe, welche die Situation der Armen verbessern sollte.

Für die Regelung des Gesundheitswesens wurde am 12. Oktober 1793 eine Medizinalkommission eingerichtet, in welcher vor allem der Hofrat Dr. Schwabe und der Medizinalrat Dr. Oberg dem Gesundheitswesen förderlich tätig waren. Ein Krankenhaus für arme Handwerker und dienende Personen wurde erbaut und eingerichtet, den Hebammen wurde unentgeltlicher Unterricht erteilt, und allen Kindern wurde die Möglichkeit einer Schutzimpfung eingerichtet.

Auf diese Weise wurde während der Regierung des Leopold III. Friedrich Franz versucht, die soziale Situation der Bewohner Anhalt-Dessaus zu verbessern, wobei die Maßnahmen vor allem auf administrativem Wege den Untertanen verordnet wurden und auf deren Mitarbeit basierten.

Daneben unternahm der Fürst erhebliche finanzielle Anstrengungen zur Unterstützung seiner armen und kranken Untertanen.

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3. 3. Schulwesen

Auch das Schulwesen war in schlechtem Zustand, als Leopold III. Friedrich Franz die Regierung übernahm.

Ein Gymnasium nach altem Muster, die sogenannte 'große Schule', vermochte es kaum die sie frequentierende Jugend für ein Universitätsstudium vorzubereiten. Anderen Schülern wurde kaum ausreichend das Schreiben, Lesen und Rechnen beigebracht. Die Mädchen wurden überhaupt nicht unterrichtet, es sei denn in einer sogenannten Mädchenschule in Dessau, welche ein alter Leinwebermeister betrieb. So wurden auch die einfachen Schulen im Allgemeinen von abgedankten Soldaten, ausgedienten Beamten und arbeitsunfähigen Handwerkern unterhalten. Diese Situation war der Erziehung einer den Ideen des Fürsten verbundenen Generation eher abträglich. So ist es nur natürlich, dass sich Leopold III. Friedrich Franz auch und vor allem der Reformation des Schulwesens widmete.

1779/1780 wurde in Wörlitz ein Landschullehrerseminar zur systematischen Ausbildung dieser Beamten gegründet. Die Besoldung der Lehrer wurde angehoben, der Bau neuer Schulgebäude wurde in Angriff genommen.

Ein Schulplan wurde von Neuendorf erarbeitet und vom Fürst genehmigt. Die 'große Schule' wurde in die Hauptschule umgewandelt und am 3. Oktober 1785 wieder eröffnet. Hier hospitierte der Fürst oft persönlich, lobte und tadelte sowohl Schüler als auch Lehrer. Am 3. Oktober 1786 wurde in Dessau die Töchterschule eröffnet. 1799 wurde in Dessau von Juden eine Freischule gestiftet, welche vom Fürsten unter dem Namen 'Franzschule' unterstützt wurde. 1803 und 1805 wurden in Dessau Erwerbsschulen eingerichtet, die der Berufsausbildung dienten. In Zerbst wurde 1806 und in Wörlitz 1811 eine Töchterschule errichtet. 1817 bestätigte der Fürst vor seinem Ableben noch den Plan für die Errichtung einer Armenschule in Zerbst.

Das allgemeine Schulwesen fand durch Leopold III. Friedrich Franz eine erhebliche Aufwertung in seiner Qualität. Hiermit wurde die Voraussetzung für eine zeitgemäße Erziehung geschaffen.

Ein Experiment besonderer Art war jedoch die Errichtung des Philanthropins als humanistische Bildungsstätte mit internationaler Bedeutung.

1771 rief Leopold III. Friedrich Franz den Pädagogen Johann Bernhard Basedow zu sich, um sich von ihm sein Projekt einer menschenfreundlichen Lehranstalt darlegen zu lassen. Nach misslungenen Versuchen weitere Geldgeber zu finden, konnte Basedow am 27. Dezember 1774 in Dessau sein Philanthropin eröffnen. Der Fürst gab 12.000 Taler, Basedow steuerte 4.000 Taler aus eigenen Mittel zu, und auswärtige Beiträge brachten ca. 3.000 Taler ein, woran auch Katharina II. von Russland beteiligt war.

Bereits am 13. Mai 1775 wurden unter Anwesenheit des Fürsten die ersten öffentlichen Prüfungen durchgeführt. Diese Prüfungen der 14 Schüler, unter ihnen auch der Erbprinz Friedrich, brachten die auffallendsten Resultate und fanden allgemeinen Beifall. Die Schüler kamen vor allem aus Deutschland, aber auch aus Russland, Dänemark, Frankreich und Portugal.

Die Lehranstalt verfiel nach wenigen Jahren jedoch wieder, da Basedow zwar die Person war, welche derartige Projekte entwickeln, aber nicht leiten konnte. Sein persönliches Unvermögen führte bald zu seinem Ausscheiden aus der Anstalt. Die Schule wurde weiter geführt, jedoch ökonomisch schlecht verwaltet. Schließlich musste sie 1793 aufgelöst werden.

Leopold III. Friedrich Franz blieb lediglich "der Ruhm, die völlige Umgestaltung des Schul- und Erziehungswesens in Deutschland durch dasselbe veranlaßt zu haben...".

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3. 4. Gewerbe und Handel

Gewerbe und Handel vermochte der Fürst wenig zu inspirieren. Der quantitative und qualitative Verbrauch war gering in seinem Land. Der einfache Bürger sowie die Bauernschaft versorgte sich bei umherziehenden Trödlern, ihre Ansprüche waren gering. Der Hof und die vermögende Bürgerschaft versorgten sich in den wenig entfernten Leipzig oder Magdeburg. Erst durch die zahlreichen Besucher, die dem Ruf des Leopold III. Friedrich Franz folgend nach Anhalt-Dessau kamen, vermochten durch ihre Ansprüche die Qualität des örtlichen Angebots zu heben. So entwickelte sich beispielsweise ein zaghafter Detailhandel, welcher vor allem von jüdischen Untertanen betrieben wurde. Das Handwerk wurde vor allem durch fürstliche Aufträge zu höherer Qualität gefordert. Produktionen in Manufakturen entwickelte sich äußert spärlich. Lediglich in Raguhn und Jeßnitz entstand eine Tuchherstellung, mit deren Produkten auch Fernhandel getrieben wurde.

Die Entwicklung von Industrie und Handel kam über wenige Ansätze nicht hinaus. Die begrenzte Anzahl von Verbrauchern und die schwierigen Handelsbedingungen waren wohl die Hauptursachen hierfür.

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3. 5. Kultur

Auf dem Gebiet der Kultur schuf der Fürst ebenfalls einige Institutionen in dem bis dahin wenig kulturell erschlossenen Dessau.

So gab es seit 1777 in dem kleinen Schlosstheater Aufführungen von Opern und anderen Stücken, wobei die Hofgesellschaft selbst agierte. Späterhin kam eine Schauspieltruppe von Weimar nach Dessau, diese gab ihre Aufführungen in der alten Orangerie. Auch unterhielt der Fürst eine kleine Kapelle, welche sonntags auf dem Schloss Konzerte für die Hofgesellschaft gab. Öffentliche Konzerte gab es nicht, bis in der Hauptschule Schulkonzerte eingeführt wurden. Hier spielten Schüler und Lehrer gemeinsam mit der Hofkapelle.

Ende der 1790er Jahre erhielt Erdmannsdorff den Auftrag zur Errichtung eines Theaters in Dessau, dessen Vollendung er nicht mehr erlebte, da er am 9. März 1800 starb. Das Theater selbst konnte aber eröffnet werden. Der Fürst engagierte die Bossansche Schauspielergesellschaft mit Kapelle des säkularisierten Kurfürsten von Mainz.

1796 übernahm der Fürst die Kupferstechergesellschaft des Barons von Brabeck. Die unter dem Namen 'chalkographische Gesellschaft' firmierende Vereinigung ging aber bereits 1806 ein.

So entstand in Dessau ein bescheidenes kulturelles Leben, gefördert auch durch die humanistische Ausbildung in den neuen Schulen.

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4. Zusammenfassung - Seine Politik

Der außenpolitische Spielraum Anhalt-Dessaus war eng begrenzt und durch das 'Recht des Stärkeren' gekennzeichnet. Leopold III. Friedrich Franz war sich der geringen Potenz seines Landes bewusst, bekamen er und sein kleines Land den 'Stärkeren' doch bereits zu Beginn seiner Regierung 1758 kräftig zu spüren. Diese Einsicht war es wohl auch, die ihn später eine dynastische Verbindung mit dem Hause Hohenzollern eingehen ließ.

Sein Handeln war somit voll auf das Wohl seines Landes gerichtet. Er betrieb vor allem eine Innenpolitik, welche das Bild des Landes und die soziale Situation der Untertanen verbessern sollte.

Am 9. April 1796 wurde Leopold III. Friedrich Franz mit dem Tod von Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg zum Senior unter den anhaltischen Fürstenhäuser. 1807 trat Anhalt-Dessau dem Rheinbund bei und wurde zum Herzogtum von Napoleons Gnaden erhoben.

Herzog Leopold III. Friedrich Franz starb am 9. August 1817 knapp 77jährig nach fast 59 Regierungsjahren. Damit war eine Ära des aufgeklärten Absolutismus in Anhalt-Dessau beendet, welche das kleine Land vollständig und positiv verändert hatte.

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© Olaf Freier (1994)